Heirat mit Captain Blackthorn
Die Schneiderin trat schließlich zurück und strich sich imaginären Staub von den Händen. Ich zog das einengende Kleid aus, meine Lungen schnappten nach Luft, als Erleichterung mich durchströmte. Die Seide hatte mich erstickt, sich an meine Brust geklammert, fast meinen gesamten Rücken freigelegt und mich wie eine Rüstung gebunden, die ich nie hatte tragen wollen. Diener huschten durch den Raum, ihre hastigen Schritte hallten von den Steinwänden wider, während sie Tabletts, Blumensträuße und zarte Kristallkelche trugen und den Saal für den Tag vorbereiteten, den ich seit Wochen gefürchtet hatte.
Durch die offenen Fenster arbeiteten Handwerker unermüdlich und errichteten ein Baldachin aus reicher Seide für die Zeremonie. Lila und blaue Vorhänge flatterten im Wind, Sonnenlicht glitzerte auf Laternen, die an jeder Ecke aufgehängt waren. Der Abend brach herein und malte das Schloss in goldenen Tönen, die den engen Knoten der Angst in meiner Brust nicht lindern konnten. Ich weigerte mich, meinen Eltern beim Abendessen gegenüberzutreten. Sie hatten mich für ihren eigenen Vorteil geopfert, und der Gedanke, eine Mahlzeit mit ihnen zu teilen, ließ Galle in meiner Kehle aufsteigen. Schlaf fand ich keinen.
Der Morgen kam mit einem blassen grauen Licht. Meine Hofdame fand mich auf dem Balkon, starrend auf die schwarzen Segel, die im Hafen vor Anker lagen. Sie verspotteten mich mit dem Versprechen dessen, was mich erwartete, dem Mann, den ich heiraten sollte, gefürchtet über die Meere hinweg. Mein Magen drehte sich um, und eine Welle von Ekel und Angst überkam mich. Drinnen führte sie mich zur Badewanne, dampfend und duftend nach Lavendel. Ich zog mein Nachthemd aus und sank in das heiße Wasser, als könnte es die Angst von meiner Haut abwaschen. Die Wärme beruhigte meine Muskeln, aber nicht den Schrecken in meinem Kopf. Meine Hofdame kämmte durch mein dunkles Haar, Knoten lösten sich unter ihren vorsichtigen Fingern. Als ich trocken war, hüllte ich mich in ein dickes Handtuch und setzte mich an den Schminktisch, während meine Dienerinnen sich um mich scharten, Flüstern und raschelnde Seide erfüllten die Kammer.
Mein Haar wurde kunstvoll geflochten, mit Perlen und winzigen Kristallen durchzogen, die das Morgenlicht einfingen. Das Make-up folgte. Zarte Rosatöne auf meinen Wangen, ein weiches Rosa auf meinen Lippen, das die Blässe meiner Haut betonte, ohne meine Angst zu verbergen. Schließlich kam das Kleid. Ein Meisterwerk aus Seide und Spitze, zart und doch schwer, als wollte es mich vor der Last warnen, die es trug.
Ich erhob mich von meinem Platz und schlüpfte in das Kleid, als würde ich eine Rüstung anlegen. Das Mieder schmiegte sich an meine Taille, die Ärmel schimmerten, während Spitze meine Arme hinabfiel. Satinschuhe, mit Kristallen besetzt, warteten auf meine Füße. Dann reichte mir meine Hofdame eine kleine Schachtel von Captain Blackthorn. Zitternd öffnete ich sie und enthüllte Saphirschmuck, eine Halskette und Ohrringe, kalt und glitzernd. Sie befestigte sie sanft um mich. Der Schleier, ein Wasserfall aus Spitze und Diamanten, war der letzte Schliff, seine Brillanz eine grausame Erinnerung daran, dass dieser Schmuck ihm gehörte, nicht mir.
Ein Klopfen kündigte den Eintritt meines Vaters an. „Du siehst wunderschön aus, Isabella“, sagte er, seine Stimme hohl, seine Augen wichen meinen aus.
„Danke, Vater“, murmelte ich und zwang ein Lächeln, das ich nicht fühlte.
„Ich weiß, das ist nicht das, was du wolltest“, gab er zu, die Schwere in seinem Ton schwerer als Worte. „Wir hatten keine Wahl.“
Ohne ein weiteres Wort nahm er meinen Arm und senkte den Schleier über mein Gesicht. Ich folgte ihm durch die Tür, mein Herz hämmerte. Die Versammlung erhob sich, eine Flut von Augen richtete sich auf mich. Ich konnte Blackthorn nicht sehen, aber ich spürte ihn, ein unsichtbarer Raubtier, das wartete. Die Schloss-Halle war verwandelt. Holzbänke, gepolstert in Purpur und Königsblau, säumten den Weg. Goldene Kronleuchter hingen von der gewölbten Decke und warfen ein warmes Licht über jede Wandteppich, der alte Schlachten und heldenhafte Taten darstellte. Der Altar erwartete uns, aus Marmor und Blumen mit sorgfältiger Präzision arrangiert. Das Wappen des Königreichs leuchtete dahinter, im Kerzenlicht gebadet, Schatten flackerten über den Steinboden.
Mein Kleid zog sich hinter mir wie ein seidenes Band, schimmernd im Licht. Tränen stiegen in meine Augen, nicht vor Freude, sondern vor dem Verrat in jedem geflüsterten Atemzug der Menge. Dann sah ich Captain Blackthorn. Hochgewachsen, gebieterisch, dunkle Wellen von Haaren fielen über sein raues Gesicht. Seine Augen waren Stürme, undurchschaubar und gefährlich. Jede Faser seines Körpers strahlte Autorität aus, Macht, die aus einem Leben auf See geboren war. Breite Schultern füllten einen fein maßgeschneiderten schwarzen Samtmantel; ein einzelner goldener Ohrring glänzte im Licht des Kronleuchters, ein scharfer Hinweis auf den Piraten, der er war. Mein Magen krampfte, als wir uns einander näherten. Am Altar stieg Übelkeit in meiner Kehle auf. Mein Vater setzte sich, ließ mich allein mit ihm. Blackthorn trat näher, hob meinen Schleier mit einem raubtierhaften Lächeln.
„Du bist noch schöner in Person, mein Liebling“, flüsterte er, tief und gefährlich.
Der Prediger trat vor, die Stimme feierlich. „Liebe Anwesende, wir sind hier versammelt, um diesen Mann und diese Frau in heiliger Ehe zu vereinen. Nimmst du, Captain Blackthorn, diese Frau zu deiner Ehefrau?“
„Ja“, sagte er ohne Zögern.
Alle Augen wandten sich mir zu. „Nimmst du, Prinzessin Isabella, diesen Mann zu deinem Ehemann?“
Ich erstarrte. Sein Blick bohrte sich in mich, kalt und gebieterisch. „Sag es, oder du wirst es später bereuen“, flüsterte er.
„Ich, ich tue es“, flüsterte ich, die Stimme kaum hörbar.
„Ich erkläre euch nun zu Mann und Frau. Du darfst die Braut küssen.“
Er packte mich. Der Kuss raubte mir den Atem, seine Hände umklammerten meine Taille, als ob er mich mit Gewalt beanspruchen würde. Der Saal leerte sich um uns, nur das Geräusch meines Herzschlags und das Echo unserer sich treffenden Lippen blieben. Er drückte mich gegen die Steinwand, sein Gewicht unnachgiebig.
„Du machst mich verrückt“, knurrte er, seine Lippen streiften erneut meine, härter diesmal, die Zähne schrammten, als sich Verlangen und Gefahr vermischten.
Ich schnappte nach Luft, kämpfte ums Atmen, kalter Stein biss in meinen Rücken. Seine Lippen kehrten zu meinen zurück, seine Stärke erstickend.
„Mach dich bereit. Ich werde dir dieses Kleid bald ausziehen“, murmelte er, seine Stimme ein dunkles Versprechen.
Plötzlich ließ er mich los. Erleichterung durchströmte mich, flüchtig und bitter, als ich bemerkte, dass meine Haut noch brannte, wo seine Finger sich eingegraben hatten. Bevor ich mich sammeln konnte, packte er erneut mein Handgelenk und zog mich vorwärts. Ich stolperte hinter ihm her, das Herz hämmernd. Musik und Gelächter erfüllten die Hallen, eine grausame Begleitmusik zu der Angst, die sich in meinem Magen zusammenzog. Die Türen des Ballsaals öffneten sich und warfen goldenes Licht in den Flur. Kronleuchter funkelten wie Sternbilder, Tänzer drehten sich mit müheloser Anmut. Parfüm, Champagner, Gelächter, es hätte eine Feier sein sollen. Stattdessen fühlte ich mich wie ein gejagtes Tier, das ungebeten auf eine Bühne tritt.
Er ließ mein Handgelenk los, und meine Haut kribbelte im plötzlichen Fehlen des Drucks, aber sein Blick nagelte mich fest. Ohne ein Wort glitt er in die Menge. Mein Puls raste. Ich erstarrte, dann drängte ich mich vorwärts, webte durch lachende Paare und umherwandernde Kellner, das Geräusch drängte zu laut, zu hell. Schließlich sah ich ihn am Rand der Tanzfläche. Seine Augen trafen meine, undurchschaubar, Eis lief durch seinen Blick. Er streckte eine Hand aus. Jeder Instinkt schrie Vorsicht. Mein Herz donnerte in meiner Brust, als ich vortrat. Das war erst der Anfang.

























































































